Mindener Tageblatt: Kommentar zu Spendenaufrufen an Reiche /
Wohlstand und Wohlfahrt

Von Christoph Pepper

Amerikanische Superreiche haben öffentlichkeitswirksam
angekündigt, zig Milliarden – die Hälfte ihrer Vermögen – für
wohltätige Zwecke zu spenden. Damit einher ging der Aufruf an andere
Vermögende, es ihrem Beispiel gleichzutun – mit guter Aussicht auf
Erfolg. Schon jetzt sind die in Rede stehenden Summen astronomisch.
Großzügiges Stiften hat in den USA Tradition, viel mehr als etwa in
Deutschland. Doch nimmt auch hier seit geraumer Zeit die Zahl
gemeinnütziger Institutionen zu, die ausschließlich mit Privatmitteln
wirken. Gleichzeitig wären große Teile von Wohlfahrt, Kultur und
Sport ohne die regelmäßige Unterstützung aus privaten Einkommen und
Vermögen schlicht nicht denkbar. Großzügigkeit existiert also
durchaus auch hierzulande. Vermögen können – wie auch immer – nur in
einem gesellschaftlichen Umfeld entstehen. Da zeugt es von sozialer
Verantwortung, der Gesellschaft, von der man profitiert, auch
jenseits dessen beizuspringen, was sich der Staat ohnehin über die
Steuer holt. Das ist bei uns in der Regel deutlich mehr als etwa in
den USA, was einen Teil der unterschiedlichen Spendenbereitschaft
ebenso erklären mag wie die jenseits des Atlantiks deutlich magerer
ausfallende staatlich garantierte Wohlfahrt. Anders als in den USA,
wo Vermögen als Erfolgsausweis akzeptiert, ja bewundert wird, stehen
jedoch „Reiche“ – wer immer als solcher definiert wird – in unserer
Gesellschaft oft unter Generalverdacht, auf Kosten der Allgemeinheit
wohlhabend zu sein. Was sich auch mancher Spender öffentlich
vorhalten lassen muss. Wohl nicht von ungefähr kommen demonstrative
deutsche Nachahmungsempfehlungen für das amerikanische Beispiel jetzt
aus jenem Lager, das ansonsten hohe Spitzensteuersätze und staatliche
Umverteilung für die probatesten Mittel hält, die Welt zu verbessern.
Wer großzügig spenden soll, muss allerdings vorher verdienen können.
Und das gilt nicht nur für Milliardäre.

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