Von Christoph Pepper
Als „Tschernobyl der Ölindustrie“ ist die Bohrloch-Katastrophe im
Golf von Mexiko schon bezeichnet worden. Zwar ist die Analogie
schief, kostete das Atom-Desaster von 1986 doch bereits unmittelbar
zahlreiche Menschenleben, verseuchte riesige besiedelte Flächen und
hat noch heute und wohl bis auf unabsehbare Zeit tödliche Folgen für
Mensch und Natur. Richtig an dem Vergleich ist jedoch, dass die
Explosion der Bohrinsel „Deepwater Horizon“ zum einen das bislang
größte und folgenschwerste Unglück in der an verheerenden Unfällen
nicht armen Geschichte der Erdölförderung markiert. Zum anderen
führte es der energiehungrigen Menschheit die Großrisiken auch dieser
Form von Lebensstandard-Sicherung drastischer vor Augen denn jemals
zuvor. Unvorstellbare 780 Millionen Liter Rohöl sind seit dem 20.
April ins Meerwasser an der Unfallstelle geflossen. Für
Katastrophenbekämpfung, Entschädigungen und Strafen wird der dadurch
möglicherweise ins Wanken geratende Energieriese BP zig
Dollarmilliarden aufwenden müssen – was dennoch nur ein Teil des
direkten ökonomischen, in Geld bezifferbaren Schadens sein dürfte.
Kaum ernsthaft ermessbar dürften die angerichteten ökologischen
Zerstörungen sein. Seriöser Berechnung entziehen sich wohl auch die
indirekten wirtschaftlichen Folgen. Dennoch muss man befürchten, dass
mit dem Schließen des Lecks diese Katastrophe so schnell wie
vorangegangene von der Agenda der öffentlichen Aufmerksamkeit
verschwinden wird. Ölförderer wie Energieverbraucher werden schnell
zum für die einen lukrativen, für die anderen komfortablen
Tagesgeschäft zurückkehren. Dabei passieren permanent – aktuell
wieder in China – Unfälle bei der Ölförderung, wenn auch häufig nur
in kleinerem Maßstab und weiter abseits der allgemeinen Wahrnehmung.
Doch das stört so lange niemanden, wie nicht dramatische Bilder von
Titelseiten mahnen – oder der Benzinpreis steigt.
Pressekontakt:
Mindener Tageblatt
Christoph Pepper
Telefon: (0571) 882-/-248
chp@mt-online.de