Mittelbayerische Zeitung: Denkfehler

Von Maria Gruber

Derzeit zirkulieren allerlei abstruse Vorschläge gegen den
Erziehermangel. Etwa die Idee der Bundesagentur für Arbeit,
Langzeitarbeitslose oder arbeitslos gewordene
Schlecker-Mitarbeiterinnen umzuschulen. Nun wäre es falsch, pauschal
zu unterstellen, dass diese grundsätzlich nicht für den Erzieherberuf
geeignet wären. Mit einer Umschulung ist es aber nicht getan. Erstens
muss man Erzieher werden wollen. Zweitens: Erzieher wird nur, wer an
einer Fachakademie eine fünfjährige Ausbildung absolviert – eine
Ausbildung, die der eines Grundschullehrers in nichts nachsteht.
Danach folgt ein anspruchsvoller, anstrengender und
verantwortungsvoller Arbeitsalltag, der viel zu schlecht entlohnt
ist. Genau hier liegt der Knackpunkt und der Denkfehler des jüngsten
Vorschlags der Bertelsmann-Stiftung. Man kann nicht einfach Teilzeit-
zu Vollzeitstellen umwandeln. Vielmehr muss das Berufsbild
attraktiver werden und das bedeutet: mehr Geld, mehr Ansehen für
Erzieher, die sich in einem extrem wichtigen Lebensabschnitt um
unsere Kinder kümmern. Dann müssten auch nicht so viele Erzieher
einen Zweitjob annehmen.

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