Mittelbayerische Zeitung: Kommentar von Daniel Haslsteiner zu Vergewaltigungen/Indien/Sexismus

Die tödliche Gruppenschändung einer 23-Jährigen
in Delhi ist ein besonders erschütternder Einzelfall. Aber sie ist
auch symptomatisch für eine Gesellschaft, deren tradierte Sexualmoral
auf Unterdrückung basiert. Frauen sind in großen Teilen der indischen
Gesellschaft weniger wert. Deutlich wird das bei den Abtreibungen
weiblicher Föten. Aus Angst vor hohen Mitgift-Zahlungen für Töchter
lassen 600 000 Frauen ihre Schwangerschaft beenden. Auch bei vielen
verheirateten Frauen kann von Gleichstellung – trotz gleicher Rechte
– keine Rede sein. Häusliche Gewalt ist alltäglich. Alle neun Minuten
wird eine Frau von ihrem Mann schwer misshandelt. So ist es nicht
weiter verwunderlich, wenn es Männer in diesem Klima an Respekt vor
Frauen mangelt. Mit ihrem Protest gegen Vergewaltigungen kämpfen
Indiens Bürgerinnen also auch für ihr Recht auf Zukunft.

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