Mittelbayerische Zeitung: Kommentar von Pascal Durain zu Ausbruchsstatistik Gefängnisse

Die Zahl der „echten Ausbrüche“ aus
Gefängnissen bleibt niedrig. Und das lässt Opfer beziehungsweise ihre
Hinterbliebenen ruhiger schlafen. Grund zur Beunruhigung gibt es aber
doch. Denn der Strafvollzug gleicht immer häufiger einem rechtsfreien
Raum, der drei Milliarden Euro jährlich kostet. Nicht nur Mörder
sitzen hinter Gittern. Jeder vierte Häftling – so hat es das
Kriminologische Forschungsinstitut eruiert – hat körperliche
Übergriffe hinter Gittern erlebt. Glaubt man Kriminologen, ist jeder
zweite Häftling keine Gefahr für die Allgemeinheit, sondern könnte im
offenen Vollzug oder in ambulanter Betreuung untergebracht werden.
Doch gerade Bayern hat da Nachholbedarf: Nicht nur weil hier die
Personaldecke in den Gefängnissen besonders dünn ist, sondern auch,
weil man sich hier dem Fortschritt verweigert. Im Freistaat werden
immer weniger Hafterleichterungen gewährt, nur sieben Prozent dürfen
in den offenen Vollzug. Natürlich fordern Opfer eine Strafe für
Täter. Doch das Gefängnis ist kein Ort der Rache. Eine Strafe muss
auf den Täter wirken, damit er keine weiteren Straftaten begeht, das
ist ihr Sinn – nicht um Härte zu demonstrieren.

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