Die Diskussion um Waleri Gergijew führt tief in
einen uralten Streit hinein. Kann man den Künstler als Person und
sein künstlerisches Werk voneinander getrennt betrachten? Zumindest
im Fall dieses russischen Nationalhelden scheint die Unterscheidung
nicht mehr haltbar zu sein. Wer offen Putins Wahlkampf unterstützt,
begibt sich als politischer Mensch in die Öffentlichkeit, nicht als
Musikschaffender. So wie sich Opernstar Anna Netrebko bereits mit
Nachdruck vom Staatschef distanziert hat, sollte es auch Gergijew
schleunigst tun. Ein paar Zeilen auf Facebook inklusive Bekenntnis zu
allgemeiner Weltoffenheit und Toleranz reichen nicht. Putin hat zur
Hetzjagd auf sexuelle Minderheiten geblasen. Seine Regierung
verbietet ein Biopic über Tschaikowski, weil dessen Homosexualität
thematisiert werden soll: Wer im Westen, zumal in Künstlerkreisen,
respektiert werden will, darf nicht im Verdacht stehen, mit solchen
Anschauungen zu paktieren.
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