Mittelbayerische Zeitung: Kommentar zur Torlinientechnologie: Chance vertan, von Claus Gehr

Tor oder nicht Tor? Das ist hier die Frage –
und sie wird es auch weiter bleiben, da sich die 36 Profiklubs bis
auf Weiteres gegen die Einführung der Torlinientechnologie im
deutschen Fußball entschieden haben. Eine Chance, für mehr Fairness
zu sorgen, wurde damit leider verpasst. Kaum ein halbes Jahr nach
Stefan Kießlings Phantomtor ist der Aufschrei, der anschließend durch
Fußball-Deutschland ging, also schon wieder verhallt. Zugeben:
Natürlich stellt sich die Frage nach der Verhältnismäßigkeit.
Zwischen 250 000 und 500 000 Euro müssten pro Stadion für eine der
gängigen Technologien investiert werden. Ein nicht unerhebliches
Sümmchen, das den einen oder anderen weniger finanzkräftigen Klub
bewogen hat, gegen die Einführung zu votieren – zumal sich derart
strittige Torszenen auch nicht alle Tage ereignen. Im Vergleich mit
einer vergebenen Meisterschaft, dem Verpassen des internationalen
Geschäfts oder gar einem Abstieg durch einen irregulären Treffer wäre
das jedoch gut investiertes Geld gewesen, wenn Gerechtigkeit allein
schon kein ausreichender Anreiz ist.

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