Es steht außer Frage, dass Reiner Haseloff wegen
seines katholischen Glaubens erhebliche Nachteile in der DDR hatte.
Und man ist auch geneigt, dies als Grund für Haseloffs Aversionen
gegen Namensschilder zu respektieren. Aber warum erklärt das der
Regierungschef erst nach einer Woche? Warum hat er sich nicht bereits
vergangenen Freitag entsprechend geäußert und damit jeder weiteren
Deutung seiner Aussage die Grundlage genommen? Warum lässt es
Haseloff mit seiner Weigerung, Nachfragen zu beantworten, zu, dass
die Spekulationen weiter ins Kraut schießen? Denn wirklich erklärt
hat Haseloff seinen Kennzeichnungsvergleich bis heute nicht: Was
reitet ihn, die Verfolgung Andersdenkender im Unrechtsstaat mit dem
Wunsch vieler Bürger nach einem Namensschild für Polizisten im
Rechtsstaat zu vergleichen?
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Mitteldeutsche Zeitung
Hartmut Augustin
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Das klingt doch alles sehr, sehr seltsam! Etwa die Geschichte, er sei als sechsjähriger aus „einem Zug gezerrt“ worden, weil seine ermäßigte Fahrkarte nicht für die Fahrt zum Religionsunterricht gültig gewesen sei.
Kann ich mir – wie einige andere storys – nicht vorstellen.
Warum sagt er nicht einfach, er hat sich mit seiner Aussage vergaloppiert? Aber in mehrtägigem brainstorming mit seinen PR-Profis wilde DDR-Geschichten erfinden, um sich aus dem Schlamassel zu ziehen – das ist kein guter Stil.
Es sind auch einfach zu viele Schwänke (der inhaftierte Freund, der sich nur mit seiner Personenkennzahl gemeldet haben soll, die Mutter, die sich für sein Abitur einsetzen mußte), um glaubwürdig zu wirken.
Bei aller Sympathie, aber hier laviert jemand ganz fürchterlich.