Nahrungsmittelspekulation eindämmen, Schattenhandel verbieten: „Herr Schäuble, stoppen Sie den Wahnsinn!“ – 12 Organisationen senden Offenen Brief an den Bundesfinanzminister

Vor den Beratungen des Europäischen
Finanzministerrates haben zwölf Organisationen den deutschen
Ressortchef Wolfgang Schäuble zu einem entschlossenen Handeln gegen
exzessive Nahrungsmittelspekulation aufgefordert. „Sie haben kürzlich
zur Deregulierung der Finanzmärkte gesagt: “Alle haben bei diesem
Wahnsinn mitgemacht, ich auch.“ Wir bitten Sie: Tragen Sie dazu bei,
diesen Wahnsinn jetzt zu stoppen!“, schreiben die Organisationen in
einem heute veröffentlichten Offenen Brief an den
Bundesfinanzminister.

Im Zuge der Beratungen über die europäische MiFID-Richtlinie zur
Regulierung der Finanzmärkte fordert das Bündnis in dem Schreiben
„verpflichtende Positionslimits gegen exzessive Spekulation, die für
einzelne Händler und Händlergruppen, alle Handelsmonate und alle
Arten von Verträgen gelten, auch für diejenigen, die außerbörslich
gehandelt werden“. Nach Auffassung der 12 Organisation enthält der
bisherige Vorschlag des Europäischen Rates gefährliche Schwächen:
„Besonders kritisch ist, dass die vorgeschlagenen Limits nicht – wie
es in den USA bereits beschlossen wurde – den außerbörslichen Handel,
also die Schattengeschäfte einschließen.“ In ihrem Offenen Brief
appellieren die Organisationen an Schäuble, sich für eine Regulierung
auch der so genannten Over-the-counter-Geschäfte (OTC) einzusetzen.
Dabei handelt es sich um außerbörslich zwischen Finanzmarktakteuren
abgeschlossene Verträge, die sich beinahe jeglicher Kontrolle
entziehen und daher eine Art Schattenhandel darstellen.

Den Offenen Brief haben unterzeichnet (in alphabetischer
Reihenfolge): Attac, Campact, foodwatch, die Gewerkschaft
Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG), die Katholische
Arbeitnehmerbewegung (KAB), medico international, Misereor, Oxfam
Deutschland, Südwind, terre des hommes, WEED (Institut und
Weltwirtschaft, Ökologie & Entwicklung) und die Welthungerhilfe. Das
Bündnis sieht erdrückende Belege dafür, dass die exzessive
Spekulation mit Agrarrohstoffen auf den Terminmärkten zu künstlich
erhöhten Lebensmittelpreisen führen und damit Hungerkrisen
verschärfen kann. In E-Mail-Aktionen der Bündnisorganisationen an
Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble haben bislang mehr als 150.000
Bürger die Forderung nach Eindämmung der Spekulation mit
Nahrungsmitteln und nach Positionslimits ohne Schlupflöcher
unterstützt.

Link:

Den Offenen Brief können Sie unter http://bit.ly/WO2d1m
herunterladen.

[Gemeinsame Presseerklärung von Attac, Campact, foodwatch,
Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG), Katholischer
Arbeitnehmerbewegung (KAB), medico international, Misereor, Oxfam
Deutschland, Südwind, terre des hommes, WEED (Institut und
Weltwirtschaft, Ökologie & Entwicklung) und Deutscher
Welthungerhilfe]

Pressekontakt:
foodwatch: Martin Rücker, Tel. (0 30) 24 04 76 – 2 90,
presse@foodwatch.de
KAB Deutschland: Ralph Korschinsky, Tel. (09 51) 9 16 91 – 11,
r.korschinsky@kab-bamberg.de
medico international: Anne Jung, Tel. (0 69) 94 43 827,
jung@medico.de
MISEREOR: Barbara Wiegard, Tel. (0 30) 44 35 19 88,
barbara.wiegard@misereor.de
NGG: Dr. Karin Vladimirov, Tel. (0 30) 28 88 49 69 – 3,
hv.presse@ngg.net