Erinnert sich noch jemand an den Song \“Bonzo Goes to Bitburg\“ der US-amerikanischen Punk-Band Ramones? Ein Protest gegen den Besuch von Ronald Reagan auf einem Soldatenfriedhof in Rheinland-Pfalz. Der damalige US-Präsident war von Helmut Kohl zur Ehrung dort bestatteter Weltkriegsgefallener eingeladen worden, anlässlich des 40. Jahrestags des Kriegsendes, als Geste der Versöhnung. Unter den dort liegenden Toten jedoch kein einziger GI, nur Wehrmachtssoldaten – und SS-Angehörige. Das US-Repräsentantenhaus hatte vorab mehrheitlich, aber vergeblich gegen die Visite des einstigen Westernhelden, der nun im Weißen Haus saß, votiert. Des Bundeskanzlers Intention: Normalität. Auch Deutschland hatte Opfer zu beklagen. Die \“Times\“ konstatierte ein \“Bitburg Fiasco\“. Ramone sang: \“Reagans Ding war das Vergeben und Vergessen. Wie kann man vergessen, dass sechs Millionen Menschen vergast und verbrannt wurden?\“ Und auch Bundesbürger und -bürgerinnen, Demokraten und Antifaschisten waren entsetzt, protestierten.
Bei den Seelower Höhen starben im April 1945 über 10.000 Wehrmachtssoldaten und dreimal so viele Sowjetsoldaten. Allein menschlicher Anstand gebietet es, den Nachfahren Zugang zu gewähren zu diesem leidvollen Ort. Da geht es nicht um Politik. Dass ausgerechnet das Auswärtige Amt, (Rechts-)Nachfolger des Reichsaußenministeriums, das sich unter dem 1946 vom alliierten Militärtribunal zum Tode verurteilten Joachim von Ribbentrop tatkräftig an der Konzipierung und Realisierung des Eroberungs- und Vernichtungskrieges gegen die Sowjetunion beteiligt hat, eine Ausladung des russischen Botschafters empfahl, ist beschämend. \“Nach Berlin!\“, schrieben Rotarmisten nach gewonnener Seelower Schlacht auf ihre Panzer. Es galt, eine Bestie zu bezwingen.
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