Es war der verheerendste Zyklon seit 90 Jahren in der Region. Als Wirbelsturm \“Chido\“ am Samstag die Insel Mayotte traf, hatte er dort leichtes Spiel: Die elenden Behausungen der Slums hielten den Naturgewalten nicht stand, auch die medizinischen Einrichtungen wurden verwüstet. Die Zahl der Toten und Verletzten könnte in die Tausende gehen. Wie viele Opfer die Katastrophe forderte, wird sich aber gar nicht exakt ermitteln lassen, denn zu den offiziell registrierten Einwohnern des 101. französischen Departements und EU-Außenpostens kommt eine große Dunkelziffer irregulär eingewanderter Menschen und ihrer Nachkommen. Sie stellen mindestens ein Drittel der Bevölkerung, stammen von den Komoren und aus anderen Teilen Afrikas. Viele suchten Arbeit auf Mayottes Vanille- und Kaffeeplantagen. Über den Indischen Ozean führt aber auch eine ebenso tödliche wie von der Welt vergessene Fluchtroute. Die aktuelle Tragödie wirft darauf ein Schlaglicht.
Eine lebenswerte Zuflucht ist das von Paris verwaltete Eiland auch an klimatisch ruhigen Tagen nicht, sondern nur ein weiterer Hort des Elends. Der durchschnittliche Lebensstandard bleibt enorm weit hinter dem des Mutterlands zurück. Es fehlt an Infrastruktur und Trinkwasser; Schulen sind völlig überlastet. Nicht einmal jeder Dritte hat einen Job, fast vier von fünf Mahorern leben in Armut. Diese Misere entlädt sich in Kriminalität und Gewalt. Polizei und Militär können dieses Problem nicht an den Wurzeln packen. Doch statt in Gesundheit, Bildung und Wohnungsbau zu investierten und der Masse der Bevölkerung bessere Perspektiven zu bieten, liefert Frankreichs Regierung im ärmsten Teil der Fünften Republik seit Jahren eine Bankrotterklärung ab.
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