Neu im Eisenhut Verlag: „Ein Tagebuch aus der Russischen Besatzung“ von Friedrich Helms

Winter 1946 in Berlin. Die Wohnung des Bankiers und Freimaurers Friedrich Helms ist ausgebombt, er lebt nun mit seiner Familie im Gartenhäuschen in Wilhelmshorst. Der Krieg ist ein halbes Jahr zu Ende, der Ort steht unter russischer Besatzung. Die Nahrung ist knapp, die berufliche Zukunft ist ungewiss, von der Familie im Westen gibt es keine Nachricht. Hunger ist der Alltag. Friedrich Helms notiert. Er notiert jeden Tag, was er sieht, was ihm widerfährt. Was im Ort geschieht mit Zwangsarbeit und nicht eingehaltenen Essensrationszusagen. Seine Frau schlägt sich für ein paar Wochen in den Westen zu den Kindern durch. Eine Nachbarin sorgt derweil für ihn. Und die Nachbarin kann so gut kochen und verwöhnt ihn mit Raffinesse, dass Helms sich fast wünscht, dass seine Frau im Westen bliebe…
Trotz der schwierigen Zeit gerät Helms nie ins Lamentieren. Er streut heitere Verse in sein Tagebuch ein. Er radelt nach Berlin, um ein Nichts zu verwalten, das als Bank geblieben ist. Und er entdeckt den Schwarzmarkt. Endlich wieder einmal Zucker. Endlich wieder einmal Kartoffeln. Und danach eine Pfeife mit selbst fermentierten Rosenblättern.

Walter Kempowski schrieb im Vorwort zum 2009 erschienenen ersten Band (1945): „Mit Büchern wie diesem wird dem Vergessen Einhalt geboten.“ Als einer der ersten Leser äußerte sich Bachmann-Preisträger Lutz Seiler: „Großartig, wie Helms beschreibt und wunderbar, dass das erschienen ist. Ein wichtiges Dokument, stellenweise rätselhaft.“

Friedrich Helms: Tagebuch Wilhelmshorst 1946/ 1947. Hg.von Tobias Wimbauer. Hagen-Berchum 2010: Eisenhut Verlag, 188 Seiten, Broschur, EUR 21,90 ISBN 978-3-942090-05-6

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