Würfel schon gefallen?
Der Countdown läuft: Nur noch zwei Wochen dauert es, dann werden
Bagger wieder Stollen in den Salzstock Gorleben graben. Nach zehn
Jahren endet am 1. Oktober der unter Rot-Grün verhängte
Erkundungsstopp. Und alles ist wieder so wie früher: Angeblich wird
ergebnisoffen nach einem Endlager für hoch radioaktiven Atommüll
gesucht. Doch es bleibt das ungute Gefühl, die Würfel seien längst
gefallen.
Denn so heftig die neue Bundesregierung auf die
Gorleben-Untersuchung pocht, so wenig setzt sie sich für die Prüfung
alternativer Standorte ein. Dabei könnten Lagerstätten in Ton oder
Granit nach Einschätzung von Experten genauso geeignet sein wie
Salzschichten. Deshalb müssten auch süddeutsche Standorte in
Augenschein genommen werden. Den erwartbaren Streit scheut
Schwarz-Gelb aber wie der Teufel das Weihwasser.
Und so wird ein neues Kapitel in einer Geschichte aufgeschlagen,
die reich ist an Fehlern und Ungereimtheiten. Von Anfang an gab es
Hinweise auf frisierte Akten, geschönte Gutachten und massiven
politischen Druck, Gorleben auszuwählen. Dass diese Umstände jetzt
untersucht werden, ist nur zu begrüßen. Doch war beim Ortstermin
unter Tage nicht einmal Presse erwünscht. Transparenz stellt man sich
anders vor.
Ein Makel bleibt auch, dass Gorleben nach altem Bergrecht erkundet
wird, um eine Beteiligung der Öffentlichkeit zu vermeiden. Das
strenge Atomgesetz wird nun angewandt, wenn es darum geht, Bauern in
der Region zu enteignen. Die Wellen der Empörung werden hoch schlagen
– zu Recht.
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