Zündstoff per Gesetz
Sich komplett zu verschleiern ist in Europa unüblich und
unerwünscht. Musliminnen, die Burka, Nikab oder andere Formen des
Ganzkörperschleiers tragen, schotten sich damit sehr offensichtlich
von ihrer Umgebung ab.
Die Vermummung erzeugt bei Mitmenschen oft Unverständnis und weckt
Ängste: Wer verbirgt sich hinter dem Stoffgitter? Die unterdrückte
Ehefrau eines erzkonservativen Moslems? Womöglich eine islamische
Fundamentalistin? Der Schleier verdeckt alles – und lässt düsteren
Spekulationen damit viel Freiraum.
Die Vollverschleierung per Gesetz aus der Öffentlichkeit zu
verbannen ist dennoch falsch. Vor allem hat sich das
(religions-)freiheitliche Frankreich damit verfassungsrechtlich
vergaloppiert: Der Staat darf zwar versuchen, Burkaträgerinnen zu
überzeugen, Gesicht zu zeigen – aber er darf sie nicht dazu zwingen.
Im Islam selbst gilt die Burka als skurril und hat fast schon
Seltenheitswert. Von fast vier Millionen Muslimen in Frankreich
tragen nur 2000 einen Vollschleier. Dass mit dem Gesetz und der
Diskussion darüber antiislamische Stimmung gemacht werden soll, ist
darum nicht von der Hand zu weisen. Schreckensszenario: Ganz Europa
ächzt unter der Burka.
Die meisten Muslime wollen sich integrieren. Was sie dafür
brauchen, ist Ansporn – nicht Frustration darüber, dass ihre Religion
auf ein Stück Stoff reduziert wird.
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