Neue OZ: Kommentar zu Film / Plakatmaler / Willi Laschet

Überlebensgroß

Bigger than life: Der Titel eines Nicholas-Ray-Klassikers ist
zugleich das Motto der Traumfabrik. Überlebensgroß sind die
Schicksale, die uns auf der Leinwand berühren. Und niemand hat diesen
Anspruch besser umgesetzt als die Plakatmaler, die über Jahrzehnte
die Fassaden der Lichtspielhäuser mit den riesigen Porträts der Stars
verzierten.

In ihrer Kunst wurden die Filmidole nicht nur der Quadratmeterzahl
nach vergrößert. Auch im Ausdruck intensivierten die Maler ihren
Gegenstand – mit kühnen Farbkontrasten, reißerischen Schriften, mit
dem dramatisierten Mienenspiel der Porträtierten und in übervollen
Kompositionen, die alle Höhepunkte aus 90 Minuten in ein einziges
Bild zwangen. Aus der Rückschau beeindrucken diese Arbeiten
besonders. Wer die am Computer entstandenen Plakate der Gegenwart
ansieht, spürt: Die Malerei war nicht nur größer als das Leben, sie
war auch selbst lebendig, weil sie handgemacht war.

Nun ist der Plakatmaler Willi Laschet gestorben, einer der letzten
Meister jener Kunst der Intensivierung. Mit ihm stirbt eine ganze
Gattung – und ein Stück vom Glanz des Kinos.

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