Neue OZ: Kommentar zu Frankreich / Film / Festivals / Cannes

Cannes, muss aber nicht

Hat Cannes ein Problem? Angeblich gab es im Frühjahr schon Anrufe
bei verschiedenen Journalisten, ob sie denn dieses Jahr auch wirklich
kämen. Egal, ob die Geschichte wahr ist oder gut erfunden, sie deutet
auf einen Umstand hin, der den Festivalmachern nicht egal sein kann:
Cannes muss um seinen Status kämpfen.

Denn die Exklusivität als eines der drei wichtigsten Filmfestivals
– neben Venedig und Berlin – muss teuer erkauft werden: Nicht nur für
Journalisten, auch für die Filmwirtschaft ist Cannes ein teurer Spaß.
Das sollte sich dann wenigstens lohnen. Und da taucht das eigentliche
Problem auf: Cannes droht in Routine zu erlahmen.

Das zeigt sich zum Beispiel in der Programmauswahl: Da haben es
Regisseurinnen nicht erst in diesem Jahr schwer, überhaupt
wahrgenommen zu werden. Und der rote Teppich verliert an Reiz
angesichts der vielen roten Teppiche, die mittlerweile zum Laufsteg
der Prominenz geworden sind. „Cannes, muss aber nicht“, ulkt schon
seit Jahren ein Spruch auf T-Shirts. Gut möglich, dass die Branche
über den Wahrheitsgehalt des Satzes nachdenkt.

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