Neue OZ: Kommentar zu Gentechnik / John Dalli

Dalli drückt sich

Das ist verzagter als die Echternacher Springprozession. Ein
Schritt nach vorn, zwei zurück, lautet die Brüsseler Formel für den
Umgang mit Gentechnik. Der Vorschlag der EU-Kommission ist das
Eingeständnis einer Niederlage. Seit Jahren müht sich die EU
vergeblich um eine einheitliche Linie beim Anbau gentechnisch
veränderter Organismen.

Schlimmer noch: John Dalli drückt sich. Der für Gentechnik
zuständige EU-Gesundheitskommissar schiebt Verantwortung ab und sorgt
damit für ein heilloses Durcheinander bei Bauern, Verbrauchern und
der Industrie. Allein die beispiellose Allianz von
Gentechnik-Befürwortern und -Gegnern zeigt: Das Kommissions-Papier
ist ein Fall für die Tonne. Schon jetzt ist abzusehen, dass sich noch
vor der Zustimmung durch EU-Staaten und EU-Parlament Widerstand gegen
den Wildwuchs formiert. Was soll etwa der Verbraucher davon halten,
wenn Gen-Gemüse im gentechnikfreundlichen Spanien auf dem Teller
landet, im skeptischen Österreich aber nicht?

Bedenklich ist Dallis Offensive auch deshalb, weil
Agrarkommissar-Kollege Dacian Ciolos derzeit neue Wege für eine
Gemeinsame Agrarpolitik der EU sucht. Welch ein Eigentor.

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