Neue OZ: Kommentar zu Geschichte/Ausstellungen

Die Botschaft der Schöninger Speere

Manchmal muss der Zufall dem Schicksal einen Schub geben: Der hat
dafür gesorgt, dass in Kalkriese ein weithin beachtetes und
geachtetes Museum um die Varus-Schlacht entstanden ist. Und ein
ähnlicher Zufall hat Schönhausen sein Paläon beschert: Dort hat sich
ein Archäologe gewissermaßen vor die Schaufelradbagger geworfen und
so die ältesten erhaltenen Waffen der Menschheit gerettet.

Offenbar hat man sehr schnell das Potenzial entdeckt, das die
Schöninger Speere bergen: so viel, dass es nicht als unüberschaubares
Wagnis galt, den Funden für 15 Millionen Euro ein architektonisches
Schmuckstück zu spendieren. Ausgestattet mit modernster
Erlebnistechnik, wertet es einen Landstrich auf, den die meisten
Menschen eiligst durchqueren, auf dem Weg von Hannover nach Berlin
oder umgekehrt.

Geht das Konzept auf – und vieles spricht dafür -, kann dieses
Haus ein Zeichen setzen: für sinnvolle Investitionen in spektakuläre
Neubauten. Nicht jedes öffentliche Bauprojekt muss gleich zum Babel
des 21. Jahrhunderts werden – auch das ist eine wichtige Botschaft,
die vom Paläon ausgeht. Wie wertvoll.

Ralf Döring

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