Neue OZ: Kommentar zu Grass

Zeit, das Thema zu wechseln

Jeder kennt das: das peinliche Schweigen, das einsetzt, wenn sich
Oma oder Opa auf der Familienfeier in seltsame Gedanken versteigen.
Den Mund verbieten kann man den ehrwürdigen Alten schlecht, deshalb
lässt man sie reden, blickt verschämt zu Boden – und wechselt dann
dezent das Thema.

So halten es die Israelis mit Günter Grass: Offizielle Stellen
äußern pflichtgemäß ihre Kritik, lassen den Mann aus Lübeck ansonsten
aber reden. Und der Iran? Findet ein paar dürre, lobende Worte via
staatliche Nachrichtenagentur. Um mit Karl Valentin zu sprechen: Die
Betroffenen ignorieren Günter Grass nicht einmal.

Das entspricht genau genommen dem Wert des Gedichts. Als Lyrik
keine Meisterleistung, bewegt es sich inhaltlich auf – Verzeihung –
Stammtischniveau. Gleichzeitig schießt die Kritik an Grass weit übers
Ziel hinaus: Der Autor ist gewiss kein Antisemit. In ein paar Wochen
wird sich der Sturm der Entrüstung gelegt haben, stehen sich Israel
und der Iran so feindlich gegenüber wie eh und je, kurz: Grass wird
nichts bewirkt haben. Nur wenn er seine Stimme erhebt, schaut man
peinlich berührt zu Boden.

Pressekontakt:
Neue Osnabrücker Zeitung
Redaktion

Telefon: +49(0)541/310 207

One thought on “Neue OZ: Kommentar zu Grass

  1. Schön, dass Günter Grass eine Steilvorlage für jede Art von Satire geliefert hat:
    Es wäre ja wirklich eine Ironie des Schicksals, wenn es den “Juden” (Israelis) gelänge, die ersten und letzten Arier dieser Welt (Iraner = “Arier”) mit Atombomben auszulöschen (oder umgekehrt: wenn die Iraner Hitler zu Ende führen würden).
    Mein Gott, in was für einer primitiven Welt überall (mit Begriffen wie “Juden”, “Deutschen”, “Arier”, “Iraner”, etc.) muss ich denn überhaupt leben?
    Schafft endlich alle Nationen und “Rassen” ab (sowie jegliches Denken, das mit Begriffen wie “Juden”, “Arier”, “Deutschen” etc. zu tun hat!).

    Ich will endlich einmal in einer Welt leben ohne diesen jüdisch-christlich-muslimisch-kapitalistisch-kommunistischen Blödsinn und Schwachsinn überall!!!
    Jede Religion (auch die jüdische als die älteste…) ist nicht Opfer, sondern Täter!!
    Nehmt euch mal die Amazonas-Indianer (Pirahas) zum Vorbild: die kennen keine „Geschichte“, keine Mathematik und auch keine Ökonomie — und daher auch keine industriell organisierten Kriege und Genozide (etc.).
    Diese Leute sind viel zivilisierter als alles, was ich mir anhören muss auf der (fast) ganzen Welt!

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