Neue OZ: Kommentar zu Großbritannien / Kunst / Hirst

Der Mann ist monströs

Natürlich ist die nackte Schwangere, die Damien Hirst an eine
Hafeneinfahrt gewuchtet hat, eine Monstrosität. Aber nicht nur die.
Der ganze Künstler Damien Hirst ist monströs, als Star, der weit über
die Kunst hinaus leuchtet, als cleverer Auktionator, der die eigenen
Werke 2008 für einen Rekorderlös versteigerte, als Provokateur, der
mit dem präparierten Tigerhai der Epoche den Spiegel vorgehalten hat.

Hirst hat die eigene Zeit als Ära der enthemmten Gier entlarvt.
Und das mit unbarmherziger Provokation. Allein dieser Mut verdient
das Prädikat der Größe. Hirst besitzt bis heute die Konsequenz, die
Gier nicht nur zu brandmarken, sondern sie selbst auch noch kess und
frech vorzuleben. Der Künstler als sein eigener Extrem-Broker, der
Künstler als Fetischist des Reichtums, der einen Totenschädel mit
lauter Diamanten besetzte, das ist wirklich monströs. Mit der neuen
Plastik überrascht Hirst also keineswegs. Erstaunen muss nur eines –
dass wir Damien Hirst nun auch noch als monströsen Kunsthandwerker
erleben.

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