Raus aus dem Vitrinenschrank
Vor dem Hintergrund der deutschen Geschichte darf niemand wollen,
dass jüdische Kultur im Vitrinenschrank verstaubt. Die Gefahr besteht
aber: Nirgends ist die Berührung mit dem Judentum für Außenstehende
so intensiv wie in Museen, die sich mit dem Holocaust beschäftigen.
Ohne Zweifel ist die Erinnerung an die millionenfache Ermordung von
Juden durch Deutsche unerlässlich. Aber sie darf nicht alles sein.
Denn auch wenn seit 1945 weniger Juden in Deutschland leben als
vor der Schoah – es gibt sie. Sie sind nicht nur Erinnerung, sie sind
auch Gegenwart. Und wie wenig die deutsche Öffentlichkeit dennoch
über jüdische Kultur weiß, entlarvt die aktuelle
Beschneidungsdebatte.
Erfrischend kommt da die Idee zweier jüdischer
Wissenschaftlerinnen daher, ganz praktisch die Besonderheiten
jüdischen Lebens zu vermitteln. Das gelingt ihnen, indem sie eigene
Gebrauchsgegenstände ihrer Kultur mit zu Schülervorträgen nehmen,
israelische Tänze anbieten, von ihrem Leben als Jüdinnen im heutigen
Deutschland erzählen. Sie holen das Judentum endlich raus aus dem
Vitrinenschrank. Die Zeit dafür ist mehr als reif.
Pressekontakt:
Neue Osnabrücker Zeitung
Redaktion
Telefon: +49(0)541/310 207