Es lebe der Heimatfilm
Drei Stunden deutsche Zeitgeschichte auf der Leinwand, das liefert
Oskar Roehler in der Verfilmung seines autobiografischen Romans
„Herkunft“. Darf man da von einem Heimatfilm sprechen? Warum nicht?
In den 50ern stand der Terminus für geschichtsvergessenes
Entlastungskino. In den 60ern wurde er deshalb erst verachtet, dann
neu erfunden: Der Neue Deutsche Film erzählte im besten Sinne von der
„Heimat“. Edgar Reitz hat das Wort 1985 sogar trotzig für seine
TV-Saga genommen. Als Kampfbegriff ist der Terminus damit durch;
Milieukenner von Buck bis Akin darf man ohne Widerspruch Heimatfilmer
nennen.
Langlebiger als die Aversion gegen die Wald-und-Wiesen-Geschichten
der 50er war die Not des deutschen Films mit dem gut gemachten,
nichts als unterhaltenden Genrekino überhaupt. Außer Komödien traute
sich die Regie über Jahrzehnte nichts zu. Aber das ändert sich
gerade: Immer öfter finden deutsche Horror-Filme, Mystery-Thriller
und Endzeit-Schocker ins Kino. Die Berlinale hat sogar einen
deutschen Western im Wettbewerb. Gut so!
Daniel Benedict
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