Verfilmung als Chance
Die Meinungen über Uwe Tellkamps „Der Turm“, eine Mischung aus
historischem und Schlüsselroman, sind geteilt. Vielleicht hilft ja
nun die zweiteilige Romanverfilmung jenen, denen für die langatmigen
Beschreibungen des Dresdner Villenviertels oder die Entschlüsselung
von DDR-Prominenten der lange Atem fehlte. Denn eine Art von
Wiedersehensvergnügen empfanden bei der Lektüre des
1000-Seiten-Wälzers wohl nur jene, die DDR-Größen wie Stefan Heym,
Hans Modrow oder Rechtsanwalt Wolfgang Vogel mühelos entschlüsseln
konnten. Den anderen blieb das Erstaunen darüber, wie geradezu
inbrünstig im Dresden dieser Vorwende-Jahre ein Bildungsbürgertum
kultiviert wurde, das im Westen längst gebrochener daherkam. Allein
schon deshalb macht neugierig, was Tellkamp in seiner Fortsetzung
„Lava“ zeitgeschichtlich über die Anschlussjahre zu erzählen hat. Wer
weiß, vielleicht macht der Film ja neuen Appetit auf das Buch mit
seinem Insiderblick in eine bestimmte Gesellschaftsschicht, und mal
über die üblichen Republikflucht-Filme hinaus.
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