Neue OZ: Kommentar zu Kultur / Oper

Bayreuther Tradition

Frank Castorf fügt sich irgendwie ins Bayreuther Konzept:
Christoph Schlingensief tobte sich auf seiner Volksbühne aus,
Sebastian Baumgarten, Regisseur der diesjährigen Neuproduktion des
„Tannhäuser“, ebenfalls. Beide wurden noch vom Festspiel-Patriarchen
Wolfgang verpflichtet. Jetzt lassen die Töchter den künstlerischen
Ziehvater der beiden zum Zug kommen.

Immerhin wird es mit ihm kaum Differenzen um 3-D-Filmrechte geben,
das erhöht die Chance auf einen tatsächlichen Vertragsabschluss. Aber
gemessen an schillernden Namen wie eben Wenders, Spielberg oder von
Donnersmarck, die allesamt als „Ring“-Regisseure im Gespräch waren,
klingt Castorf nach einer geradezu pragmatischen, um nicht zu sagen
nach einer Notlösung, einer renommierten immerhin.

Zwei Jahre bleiben ihm, das Opernmonster zu bändigen und auf die
Bühne zu bringen, das wird verdammt eng. Schon Castorfs Vorgänger
Tankred Dorst hat dieses enge Zeitkorsett mächtig gezwickt. Castorf
wiederum hat sich einen Namen als Stückezertrümmerer gemacht, ist
aber auf der Opernbühne wenig erfahren. Auch damit steht er in bester
Bayreuther Tradition.

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