Der „Elchtest“ war noch gemütlicher
Jedes Jahr bekommt das Wort, das es verdient. Insofern ist
„Stresstest“ auf Platz 1 eine gute Wahl, allgemeingültiger jedenfalls
als „hebeln“ (Platz 2), „Arabellion“ (Platz 3) und „Merkozy“ (Platz
4). Der Stresspegel ist eindeutig gestiegen in unserer Gesellschaft.
Aber noch wird dem eher positiv und sportlich begegnet, sonst würde
es ein solcher Begriff nicht nach vorn schaffen, sondern bisher
unbekannte Sprachvarianten des „Burn-out“ oder des „Schachmatt“. Sich
einem Stresstest unterziehen: Das lässt noch Reserven, unbekannte
Potenziale vermuten, die der Feuerprobe unterzogen werden. Aber es
geht schon hart an die Grenzen bei dieser „Materialprüfung“. Der
„Elchtest“, das Wort des Jahres 1997, war da noch weitaus
gemütlicher, nur ein vergleichsweise harmloser Test auf
Standfestigkeit – und noch nicht der volle Schleudergang wie beim
„Stresstest“.
Hoch spannend, welche neuen Begriffe sich eine Gesellschaft
zuschreibt und damit ihren Zustand auf den Punkt bringt. Mal sehen,
was da in den kommenden Jahren heranwächst. Jedenfalls lohnt es sich,
über „Stresstest“ stressfrei unterm Christbaum nachzudenken.
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