Kultur braucht Schutz
Kultur beeindruckt als fest gefügter Bestand von Traditionen, die
Orientierung geben. Kultur berührt aber auch als fragiles Konstrukt
von Kooperation und Kommunikation, das jederzeit zerstört werden
kann. Wer an die jüdische Kultur des Mittelalters in Worms, Mainz und
Speyer erinnert, der thematisiert beides – hohe Kultur und ihre
Verwüstung. Juden entwickelten damals ein Netzwerk der Gelehrsamkeit
und waren zugleich von Pogromen bedroht.
Mit einem Platz auf der UNESCO-Liste des Welterbes wäre in diesem
Fall nicht nur eine Leistung in der Geschichte gewürdigt, sondern
auch Bezug zur Gegenwart hergestellt. Die Ermordung von Millionen
Juden während des Holocausts bedeutet auch einen Angriff auf
Gedächtnis und Erinnerung. Aktuelle Kriege und Konflikte schließen
die Zerstörung von Kulturgütern wieder mit ein. Die technisch hoch
entwickelte Moderne ist in dieser Hinsicht keinen Deut über das
angeblich finstere Mittelalter hinausgewachsen. Kultur strukturiert
das Leben. Sie braucht aber Schutz, um leistungsfähig sein zu können.
Das macht dieser UNESCO-Antrag wieder deutlich.
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