Neue OZ: Kommentar zu Literatur / Friedenspreis / Swetlana Alexijewitsch

Starke, couragierte Autorin

Couragiert, wie man sie kennt, nimmt Swetlana Alexijewitsch den
Friedenspreis des Deutschen Buchhandels entgegen. Versteht den Preis
als Anerkennung für alle Regimegegner in Weißrussland – und weiß
doch, dass beides Präsident Alexander Lukaschenko in ihrer Heimat
provozieren könnte: der Preis und ihre Aussagen. Denn ihre Bücher
werden dort längst nicht mehr verlegt. Jeder öffentliche Auftritt
wird ihr verwehrt.

Auch ihr neues, über 500 Seiten starkes Buch „Secondhand-Zeit.
Leben auf den Trümmern des Sozialismus“, das im August bei Hanser
erscheint, wird ihr persönliches Leben wohl nicht erleichtern. Es
handelt vom Zerfall der Sowjetunion, wofür sie wieder Interviews
literarisch arrangiert. Den Opfern von Kriegen, etwa im Zweiten
Weltkrieg und im sowjetisch besetzten Afghanistan, verlieh sie in
berühmten Büchern eine Stimme. Und musste sich Anfang der 80er-Jahre
von der sowjetischen Zensurbehörde „Remarqueismus“ vorwerfen lassen.
Sie nahm es als Kompliment und erhielt 2001 ausgerechnet den
Remarque-Friedenspreis der Stadt Osnabrück – Humor könnte so vieles
entschärfen.

Christine Adam

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