Kapitän ohne Luxusdampfer
Man könnte meinen, Christoph Lieben-Seutter sei die tragischste
Figur des modernen Konzertbetriebs. Ein Kapitän, gebucht auf einen
Luxusdampfer, doch das edle Schiff wird und wird nicht fertig. Was
bleibt da? Der Landgang, man weiß, wie unsicher und verloren Seebären
wirken, wenn sie die Schiffsplanken mit festem Boden vertauschen.
Lieben-Seutter hat schon geschimpft und gezetert, und hätte er
sich in bittere Häme geflüchtet, jeder hätte ihn verstanden. Doch
stattdessen macht der gebürtige Wiener das, was seine Aufgabe ist:
das Musikleben der Stadt Hamburg aufzuwerten. Nur halt ohne das
Flaggschiff: Auch ohne Elbphilharmonie zeigt Lieben-Seutter, wie man
gute Programme gestaltet.
Dahinter könnte ein Karriereplan stehen: Bis 2015 läuft sein
Vertrag als Hamburger General-Intendant, vielleicht eröffnet die
Elbphilharmonie gerade noch in dieser Zeit. Doch dann wird er acht
Jahre Chef gewesen sein, im heutigen Betrieb eine lange Zeit:
Normalerweise sucht man sich spätestens dann die nächste
Herausforderung. Doch was kann mehr fordern, als das Phantom der
Konzerthäuser zu leiten?
Ralf Döring
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