Neue OZ: Kommentar zuÄgypten / Unruhen / Museen

Verhör vor Sarkophagen

Ein Museum als Polizeizentrale, gar als Ort der Folter: Die
Enthüllungen aus Kairo offenbaren bestürzenden Zynismus. Die
Polizisten Mubaraks haben nicht nur eine Kultureinrichtung
pervertiert, sie haben auch der Identität und dem Selbstgefühl aller
Ägypter schweren Schaden zugefügt.

Die beziehen ihren Stolz, zu Recht, besonders aus dem Verweis auf
die kulturellen Leistungen des Alten Ägypten. Nun müssen sie mit der
bitteren Wahrheit leben, dass ausgerechnet das Ägyptische Museum zum
Schauplatz schlimmer Misshandlungen gemacht worden ist. Verhöre neben
Sarkophagen, Folter neben Statuen, bitterer kann ein Kontrast kaum
sein.

Dieser Missbrauch eines Kulturerbes der Menschheit senkt die
Hemmschwelle, in Kriegen und Krisen Kultureinrichtungen zu
Angriffszielen zu machen, noch einmal weiter ab. Wer im Museum
Gefangene misshandelt, setzt es den Angriffen von Aufständischen in
besonderer Weise aus. Kulturschätze sollten gerade in unruhigen
Zeiten geschützt werden. In Kairo sind sie dagegen erst recht in die
Schusslinie gerückt worden.

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