Neue Westfälische (Bielefeld): Angekündigte Koran-Verbrennung
Widerlich
CARSTEN HEIL

Es sind finstere Tage. Man stelle sich vor, am
Samstag steht eine kleine, armselige Gruppe irgendwo in Florida und
verbrennt, möglicherweise in einer rostigen, schäbigen Tonne eine
Schubkarrenladung Korane – und schon Tage vorher ist die ganze Welt
in Aufruhr. Eigentlich ist so eine schwachsinnige Tat einer
Mini-Sekte keiner Erwähnung wert. Aber es ist eine Tat mit hohem
Symbolgehalt, es ist eine böse Provokation, die mit kalter Berechnung
von einem widerlichen Hetzer in Szene gesetzt wird und nichts mit
einem Ringen der Kulturen zu tun hat. Es geht dabei auch nicht im
Ansatz um Meinungsfreiheit. Gezielt hat der christliche Hetzprediger
Terry Jones den 11. September ausgewählt, einen Tag, der in der
US-Geschichte immer einen besonderen Platz behalten wird und der das
Verhältnis des Westens zur muslimischen Welt nachhaltig beschädigt
hat. Gezielt verbrennt er das heilige Buch der Muslime, wissend, dass
er deren religiöse Gefühle größtmöglich verletzt. Bewusst setzt er
auf das Mittel der Bücherverbrennung und erinnert damit an die
Schandtaten der Nationalsozialisten vom 10. Mai 1933 und später.
Damit trifft er auch noch die Nazi-Opfer, besonders die Juden. Die
Übeltat hat folglich überhaupt nichts gemein mit einer Islamkritik,
wie sie beispielsweise der Däne Kurt Westergaard mit seinen
Karikaturen geäußert hat. Für seinen Mut und seine spitze Feder hat
Westergaard gestern zu recht einen Preis bekommen und ist bei dessen
Verleihung von Angela Merkel gelobt worden. Muslime haben einen
anderen Glauben, eine völlig andere Kultur und andere Auffassungen
als die Mehrheit der Menschen im Westen, wo im Zweifel gar kein
Glauben anzutreffen ist. Eine kritische gegenseitige
Auseinandersetzung ist nicht nur nötig, sondern wünschenswert. Jones
dagegen ist nur widerlich.

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