Neue Westfälische (Bielefeld): Biopatente
Ein ganz dickes Brett
WOLFGANG MULKE, BERLIN

In der internationalen Politik, die das
Patentrecht aushandelt, spielen ethische Aspekte eine untergeordnete
Rolle. Zu unterschiedlich sind die Wertvorstellungen in verschiedenen
Ländern und Kulturen. Es geht vielmehr um ein Milliardengeschäft und
die Welternährung. Es ist zum Beispiel wünschenswert, dass die
Industrie Pflanzen hervorbringt, die in trockenen und heißen Gegenden
gedeihen, oder Gemüsesorten und Fleisch, die zusätzliche
gesundheitsfördernde Eigenschaften aufweisen. Dafür sollen die
Urheber auch einen gerechten Ertrag bekommen. Das geht nur, wenn ihre
Rechte an den Entwicklungen in gewissem Maße geschützt werden. Dieser
Anspruch muss eng begrenzt bleiben. Das gebietet die Ethik – und das
Interesse der Allgemeinheit an einer vielfältigen Flora und Fauna und
am Zugang der Landwirtschaft zu einer breiten Palette an Saatgut oder
Nutztieren. Es ist richtig, wenn der Bundestag sich für eine engere
Auslegung des Patentrechts einsetzt. Eine schnelle Besserung der
Rechtslage ist aber nicht in Sicht. Solche Verhandlungen dauern
Jahre. Doch der Versuch, dieses dicke Brett zu bohren, ist geboten.

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