Neue Westfälische (Bielefeld): Der BP-Konzern und der Kampf gegen die Ölpest
Historisches Deba

Man dürfte in diesen Tagen eine Stecknadel
fallen hören in den Vorstandsbüros des Energiekonzerns BP in London.
Denn dort hält man gewiss die Luft an, ob der Kampf gegen die Ölpest
im Golf von Mexiko nun erfolgreich zu Ende geführt werden kann. So
wie in den USA und aller Welt. Doch unabhängig davon bleibt die
Erkenntnis: Die Havarie der BP-Ölplattform Deepwater Horizon vor
dreieinhalb Monaten hat zu einem Debakel historischen Ausmaßes
geführt. 4,9 Millionen Barrel (Fässer) Rohöl flossen ins Meer, das
sind gut 666.000 Tonnen, die aus dem Leck austraten. Lediglich
800.000 Barrel konnte BP auffangen. Wissenschaftler werden Jahre,
wenn nicht gar Jahrzehnte brauchen, um die Auswirkungen auf die Natur
zu erforschen. Die Ölkatastrophe, die größte ihrer Art in den USA,
wird auf ewig mit dem Namen BP verbunden sein. Das bedeutet einen
Imageschaden für das Unternehmen, der ebenfalls noch völlig
unabschätzbar ist. Klar ist aber: Die Bewältigung der Katastrophe
wird den Konzern mit seinen weltweit gut 80.000 Mitarbeitern ganz
sicher an die Grenze der finanziellen Belastbarkeit führen. Schon
jetzt wird über einen Verkauf des zu BP gehörenden deutschen Netzes
der 2.400 Aral-Tankstellen spekuliert. Dennoch führt kein Weg daran
vorbei: BP ist für die Havarie hauptverantwortlich, auch wenn
US-Behörden durch die Genehmigung solch riskanter Ölfördermethoden
mit im Boot sind. Rund 20 Milliarden Dollar (16,1 Milliarden Euro)
muss BP wohl in einen Entschädigungsfonds einzahlen. Eine
Strafzahlung in ähnlicher Höhe an US-Behörden könnte hinzukommen. Der
angekündigte Verkauf von Unternehmensbesitz im Wert von 30 Milliarden
US-Dollar dürfte also nur einen kleinen Teil der Kosten decken. Die
Nutzung fossiler Energien hat Risiken, die bisher erheblich
unterschätzt wurden. Nicht nur von BP.

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