Neue Westfälische (Bielefeld): Die Schule beginnt
Erfolg oder Misserfolg
BERNHARD HÄNEL

Neues Schuljahr, neues Glück. Ob es ein
glückliches Jahr wird, liegt in vieler Menschen Hände. Zuerst in der
der Schülerinnen und Schüler, deren Leistungsbereitschaft unabdingbar
ist für einen positiven Verlauf und Ausgang der Zeit bis zu den
nächsten Sommerferien. Ein gleich hohes Maß an Verantwortung für das
Gelingen tragen natürlich auch die Eltern. Sie sollten ihre Kinder
stützen und ermutigen. Druck, gar falscher Ehrgeiz sind kein guter
Ratgeber. Zumal die Zeiten sich wandeln und nicht mehr bereits nach
vier Schuljahren über den späteren Lebensweg der Kinder entschieden
wird. An Erfolg und Misserfolg, Glück oder Unglück im neuen Schuljahr
sind ebenso die Lehrerinnen und Lehrer beteiligt. Deren Job ist zwar
nicht leicht, dafür aber einer der schönsten Berufe der Welt. Jungen
Menschen dabei zu helfen den Weg ins Leben zu finden, ist eine
tägliche Herausforderung, die bei Bereitschaft beider Seiten
seelische Befriedigung bieten kann. Pädagogenherz was willst Du mehr?
Die Rahmenbedingungen für alle hier genannten Beteiligten setzt die
Politik. Da galt bislang der Satz: gut gemeint, ist nicht immer gut
gemacht. Selbstverständlich wollte auch Barbara Sommer, die letzte
nordrhein-westfälische Schulministerin mit ostwestfälischen und
protestantischen Wurzeln, das beste für die Schüler. Ihr Weg und das
ihr von der schwarz-gelben Koalition zur Verfügung gestellte Werkzeug
aber stieß zu Recht auf Widerspruch beim Wähler. Schule soll gerecht
sein und jedem Kind und Jugendlichen die gleichen Chancen einräumen.
Diesem tief humanen Anspruch widersprachen viele der neuen Regeln aus
der Sommer-Zeit. Zuvorderst empörte das frühe Sortieren von Kindern
in Schullaufbahnen und damit Lebenswege. Nicht von ungefähr
befürwortet eine deutliche Mehrheit der Eltern ein längeres
gemeinsames Lernen. Übrigens auch jene, deren Kinder Laufbahn mit
einer Gymnasialempfehlung steil nach oben zeigt. Nur eins will diese
Gruppe sichergestellt wissen: Die Erfolgschancen ihrer Kinder dürfen
nicht gemindert werden. Exakt dies hat die neue Landesregierung
begriffen. Sie setzt auf mehr Beteiligung und auf Konsens vor Ort. In
den Städten und Gemeinden, also an der politischen Basis der
Gesellschaft sollen die Dinge gerichtet werden können; zum Wohle der
Kinder und der Kommune. Allein diesem Ziel dient die
Gemeinschaftsschule, deren Ausgestaltung ein Rahmen kein Korsett
darstellen soll. Dieses als Versuchsschule startende Modell kann
ebenso eine Sekundarschule sein wie eine der Gesamtschule ähnelnde
Einrichtung. Sie kann differenzieren nach klassischen Schulformen –
aber erst ab dem siebten Schuljahr. Das macht sie so attraktiv – auch
für CDU-Kommunalpolitiker. „Reformen brauchen Ressourcen, die genau
so groß sind wie die Ziele, die sie verfolgen“, meint die
Lehrergewerkschaft GEW. In Zeiten knapper Kassen klingt diese
Forderung wie eine Drohung. Doch einen Stufenplan wird man erwarten
dürfen, etwa für kleinere Klassen, mehr Sozialarbeiter und
Psychologen.

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