Erdgas wird so dringend benötigt wie nie zuvor.
Kein anderer Energieträger verzeichnete in den letzten Jahren ein so
starkes Verbrauchswachstum. Der Bedarf wird auch wegen des
Atomausstiegs weiter zunehmen. Das könnte den Förderländern eine
höchst komfortable Lage bescheren, mit hohen Preisen und sicheren
Absatzperspektiven. Der Wettbewerb um die Versorgungssicherheit in
den nächsten Jahrzehnten ist deshalb in vollem Gange. Mit der neuen
Ostsee-Pipeline verfügt Europa nun über einen direkten Transportweg
für russisches Erdgas. Strategisch ist das ein großer Vorteil. Die
Sorge vor einer zu großen Abhängigkeit von Russland ist unbegründet.
Das wäre der Fall, wenn es dort alternative Großkunden gäbe und die
Käufer gegeneinander ausgespielt werden könnten. Doch mit einem
wachsenden Angebot an Gas, auch aus anderen Ländern oder aus neu
erschlossenen Quellen bildet sich ein Gegengewicht. Lange hatte
Gazprom auf die Chinesen als rohstoffhungrigen Kunden gehofft. Aber
diese Rechnung geht nicht auf, weil China vermehrt eigene Vorkommen
ausbeuten kann. Das Interesse an stabilen Lieferbeziehungen ist auf
beiden Seiten gegeben. Russland braucht die Einnahmen von Gazprom,
weil damit der Staatshaushalt maßgeblich finanziert wird. Europa ist
immer mehr auf Zulieferungen angewiesen, weil der Verbrauch wächst
und sich die eigenen Gasvorkommen allmählich leeren. Dieses Geben und
Nehmen ist für beide Seiten ein Gewinn. Mittelfristig können die
Gaskunden sogar mit leicht fallenden Preisen rechnen. Allerdings
zeigt die Kurve erst einmal kräftig nach oben. Doch in der zweiten
Hälfte des Jahrzehnts wird ein Überangebot auf dem Markt sein und die
Förderunternehmen zu Nachlässen zwingen. Das wäre erst recht der
Fall, wenn die weiteren Riesenpipelines gebaut werden, die derzeit
nur auf dem Papier stehen.
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