Zu Aschermittwoch dürfen Politiker nach
Herzenslust über die Konkurrenz lästern, spotten, schimpfen, ätzen.
Doch hielten sich die Gemeinheiten in Bayerns Bierzelten in Grenzen.
Vielleicht, weil sich Politiker zu Beginn eines Wahljahres lieber
staatstragend als hintersinnig satirisch geben. Die zentrale
CSUVeranstaltung in Passau litt auch ein wenig darunter, dass erst
das Schlachtross Edmund Stoiber die Bühne eroberte und wieder einmal
viel zu lange redete. CSU-Chef Horst Seehofer machte sein Publikum
dann mit einigen deftigen Sprüchen über den SPD-Kanzlerkandidaten
Peer Steinbrück locker. (Dessen Motto sei „Jedem das Seine und mir
das meiste“.) Doch es zeigte sich schnell, dass Seehofer auch eine
ernste Botschaft in Richtung Angela Merkel unterbringen wollte: Wie
schon beim Betreuungsgeld erprobt, werde er auch beim Thema
Mütterrente in Berlin einfach so lange sitzen bleiben, bis alle
anderen erschöpft seien. Und so werde er dann die bessere Rente für
ältere Mütter durchsetzen. Für die nächsten Wochen bedeutet das wohl,
dass CDU, CSU und FDP im Bund wieder einmal hemmungslos miteinander
streiten werden. Da kommt einem der Spruch von Kanzlerkandidat Peer
Steinbrück in Vilshofen in den Sinn: Die schwarz-gelbe Regierung sei
so beliebt „wie Blinddarmentzündung und Zahnweh auf einmal“.
Steinbrück schlug sich im Bierzelt erstaunlich gut, auch weil er den
Spott über seine eigene Person selbstironisch abfederte. Selbstironie
ist leider nicht die Sache des FDP-Spitzenmannes Rainer Brüderle,
obwohl ihm die Bayern-FDP mit dem Satz „Willkommen im Land der Dirndl
und Denker“ eine wunderbare Vorlage bot. Ansonsten aber wurde
Brüderle allen Erwartungen gerecht und hielt eine seiner bewährten
Büttenreden. Die Liberalen hatten endlich was zu lachen und waren
dankbar.
Pressekontakt:
Neue Westfälische
News Desk
Telefon: 0521 555 271
nachrichten@neue-westfaelische.de