Erst Tunesien, dann Marokko, nun wohl auch
Ägypten – bei den Wahlen in Nordafrika sind die islamischen
Bewegungen die aufsteigende Macht. Dies ist keine Überraschung,
sondern war absehbar. Es ist ein Akt der Normalisierung, wenn in
Ländern, in denen mehr als 90 Prozent der Menschen Muslime sind,
islamisch geprägte Bewegungen eine Chance bekommen. Europa muss auf
diesen historischen Wandel mit Dialog reagieren. Dazu gehört, jenen
zunehmend islamischen Revolutionen nicht mit Vorurteilen zu begegnen.
Islamische Parteien sind nicht durchweg fundamentalistische, radikale
Bewegungen, die alles mit dem „göttlichen Gesetz“ regeln wollen. Der
Islam, der von unzähligen spirituellen Führern ausgelegt wird, gibt
viel Spielraum für Interpretationen – leider auch für fanatische,
hasserfüllte Deutungen. Die Parteien, die in Tunesien und Marokko
gewannen, bezeichnen sich aber selbst als „moderat“, befürworten die
Trennung von Staat und Religion. Bei Ägyptens Muslimbrüdern ist noch
nicht so klar, wohin die Reise geht. Den Europäern bleibt aber keine
andere Wahl, als die neuen Herren an ihren Taten zu messen. Daran, ob
sie willens sind, die Demokratie, Freiheit und Gleichberechtigung
ihrer Völker zu garantieren.
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