Neue Westfälische (Bielefeld): KOMMENTAR
Datenmissbrauch
Der gläserne Bürger ist Realitä

Es herrscht Hochbetrieb auf den Datenautobahnen.
Über Chipkarten oder Internetportale werden Geldüberweisungen und
Bestellungen getätigt, medizinische Behandlungen von Patienten
gesteuert, Freundschaften gepflegt, Spiele gespielt und Beziehungen
angebahnt. Dieser Alltag ist unumkehrbar, ob wir wollen oder nicht.
Je nach Perspektive des Betrachters können hieraus für die Bürger der
modernen Industriegesellschaften Chancen oder Risiken erwachsen. Dass
sich in jüngster Zeit – nicht nur in Deutschland – Fälle von
dokumentiertem Datenmissbrauch häufen, ist kein Zufall. Zu
unüberschaubar ist die Datenmenge geworden, die im weltweiten Netz
über jeden Einzelnen unterwegs ist. Dies weckt Begehrlichkeiten, auf
persönliche Daten zuzugreifen, mit denen sich Geld machen lässt oder
die anderweitig für – nicht immer hehre – Ziele nutzbar gemacht
werden können. So werden EC-Kartencodes ausgespäht, über Smartphones
sogenannte Bewegungsprofile erstellt oder Informationen über
Einkaufs-, Freizeitverhalten oder auch ansteckende Krankheiten
gesammelt. Der oft beschworene gläserne Mensch längst Realität
geworden, denn mit ihm lassen sich glänzende Geschäfte machen. Warum
investiert Software-Gigant Microsoft 8,5 Milliarden Dollar in den
Kauf des Telefondienstes Skype? Der weltweite potenzielle Datenpool,
den man hier gleichzeitig miterwirbt, ist unbezahlbar; Folgegeschäfte
sind garantiert. Viele deutsche Unternehmen vernachlässigen den
Datenschutz eklatant, das hat jetzt eine Erhebung des Bielefelder
Meinungsforschungsinstituts TNS Emnid ergeben. Die Forderung des
NRW-Datenschutzbeauftragten Ulrich Lepper, hier Verbesserungen
durchzusetzen, ist also richtig. Seine Partei, die FDP, hat jetzt die
einmalige Gelegenheit, ihr Profil als Partei der Bürgerrechte zu
schärfen.

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