Am Donnerstag sind in Rom zwei Welten
aufeinandergeprallt. Auf der einen Seite der Mann aus dem vom Barock
geprägten Süden Deutschlands, tief katholisch und konservativ. Ihm
gegenüber der Pastor aus dem unterkühlten Norden, protestantisch,
aufgeklärt und liberal. Gauck ist noch verheiratet, lebt aber mit
einer Lebensgefährtin zusammen, die er aus Rücksicht auf die Etikette
im Vatikan nicht mit nach Rom nahm. Was kann diese Männer verbinden?
Mehr, als man auf den ersten Blick vermutet. Für beide steht der
christliche Glaube im Zentrum ihres Wirkens. „Die Welt verliert
etwas, wenn sie Gott verliert“, das war der gemeinsame Nenner der
Begegnung. Glauben ist Privatsache. Wer aber will, kann das Treffen
Gauck – Ratzinger auch als Parabel dafür nehmen, welche
unterschiedlichen Extreme Christsein heute bedeuten kann: Während
Gauck als Repräsentant der laizistischen Bundesrepublik seinen
Glauben als persönliche Inspiration und Orientierung versteht, ist
der Papst selbst eine religiöse Institution, die nach strengen
Moralvorstellungen aktiv auf das Leben der Menschen Einfluss nehmen
will.
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