Viele Gewohnheiten, die ein Leben lang erhalten
bleiben, entstehen in den ersten Lebensjahren. Das gilt im Guten wie
im Schlechten. Wer früh zum Buch oder zur Literatur greift oder mit
dem Internet schnell und geschickt umzugehen versteht, erwirbt sich
eine solide Basis für das Lernen. Umgekehrt erzeugen die
Marketingstrategen der Industrie frühzeitig und gezielt Vorlieben für
die Produkte bestimmter Marken, Geschmack beim Essen oder das
Freizeitverhalten. Und die Kinder sind ein wichtiger Faktor für den
Konsum, mit einem Milliardenbetrag auf der hohen Kante und
Mitspracherechten in der Familie bei wichtigen Kaufentscheidungen.
Den Kindern geht es auf den ersten Blick recht gut. Das Taschengeld
und finanzielle Zuwendungen bewegen sich auf Rekordniveau. Doch aus
den Zahlen lässt sich auch eine andere Wahrheit erahnen. Jedes fünfte
Kind erhält keinen Euro extra, weder von Verwandten noch für gute
Leistungen in der Schule. Auch bei der Nutzung von Computern bleibt
ein Fünftel außen vor. Diese Anteile entsprechen in etwa auch dem der
Geringverdienerhaushalte. Das lässt die Vermutung zu, dass die
soziale Spaltung schon im Kindesalter stark ausgeprägt ist. Ein Trend
zu mehr armen und mehr reichen Kindern kann in anderen Untersuchungen
nachgelesen werden. Die Bundesregierung wollte dem mit dem
Bildungspaket entgegenwirken. Die zehn Euro im Monat für Sportvereine
oder Musikunterricht sind angesichts der großen
Ausstattungsunterschiede der Familien aber nur ein Tropfen auf den
heißen Stein. Das Durchschnittskind hat das Dreifache davon allein
für den Konsum von Süßigkeiten oder Zeitschriften zur Verfügung. Von
Chancengleichheit kann also schon zum Start des Lebens nicht die Rede
sein.
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