Bald 15 Jahre her, da fiel dem US-Kommentator
Thomas Friedman eine schöne Situationsbeschreibung ein: „Es gibt zwei
Supermächte auf der Welt, die USA und Moody“s.“ Gestern hat sich der
andere große Zensor über die Zukunftsfähigkeit ganzer Staaten, die
Ratingagentur Standard & Poor“s, zu Wort gemeldet. Je nach Ausgang
des EU-Gipfeltreffens könnte 15 EU-Ländern die Herabstufung ihrer
Bonität bevorstehen und damit höhere Zinsen bei der Aufnahme neuer
Schulden. Was da in den USA laut wurde, wirkt in Europa wie die
erpresserische Ankündigung, bald eine finanzpolitische Bombe zu
zünden. Wieder taucht die Frage auf, ob die Rating-Päpste nicht viel
stärker Krisenbeschleuniger als wachsame Mahner sind. Und ob sie,
weil amerikanischer Herkunft, am Ende politisch motivierte
Botschaften in die Welt setzen, um den Dollar zu stärken. Gemach! Im
Kern sagen die Aufpasser nichts Neues. Die Misstrauenserklärung
erfüllt die Funktion eines unerbetenen Weckrufs. Wer keine Denkzettel
mehr erhalten will, muss seine Hausaufgaben machen. Oder eine
Ratingagentur in Europa aufbauen, die viel Luft verdrängt.
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