Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar GEMA erwirkt Urteil gegen Youtube Vorsintflutliches Modell WIEBKE EICHLER

Die Videoplattform Youtube zeigte anfangs
Heimvideos von Teenagern, die Hits in Haarbürsten sangen. Inzwischen
finden sich alle erdenklichen Bewegtbilder dort – geschützten oder
nicht geschützten Inhalts. Die Argumentation der Google-Tochter, nur
eine Plattform zu sein, die für die Inhalte der hochgeladenen Videos
nicht verantwortlich sei, lenkt allzu wohlfeil von normativer
Verantwortung im Internet ab. Doch trifft es das Problem dieser Klage
ganz genau: Die GEMA kämpft für ein Wirtschafts- und
Verwertungsmodell, das es so nicht mehr gibt – und auf einsamem
Posten. Die Musikkonzerne, eigentlich die größten Nutznießer der
Aktivitäten der Verwertungsgesellschaft, versagen der GEMA im Streit
mit Youtube inzwischen die Rückendeckung. Denn durch gesperrte Videos
gehen ihnen Lizenzen und anteilige Werbeeinnahmen, ausgezahlt von
Youtube, verloren. Einige der durch die GEMA vertretenen Künstler,
die bei einem Albumpreis von 16 Euro nur rund 64 Cent zugesprochen
bekommen, haben sich auf das Verschenken ihrer Musik verlegt. Kleine
Veranstalter streichen aufgrund komplizierter, teurer
Abgabenstrukturen die Segel. Die Rechte von Urhebern zu wahren ist
kein obsoletes Gesellschaftsmodell, doch agiert die GEMA an ihren
Klienten vorbei. Eine Reform ihrer Strukturen, die auch die
Entwicklungen einer digitalen Gesellschaft einbezieht, scheint der
einzige Garant für eine gesellschaftlich getragene
Daseinsberechtigung.

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