Die CDU muss erst einmal verkraften, was ihr in
Stuttgart widerfahren ist. Die Hoffnung, dass sich der grüne
Ministerpräsident Winfried Kretschmann selbst entzaubert, ist
gescheitert. Ganz im Gegenteil. Winfried Kretschmann hat zwar für
keine Wunder im Ländle gesorgt, aber er kommt an. Er verkörpert das
Lebensgefühl, das sein CDU-Vorgänger Stefan Mappus so schmählich
verraten hat: Kretschmann spuckt keine großen Töne, er ist demütig
und rechtschaffen. Seitdem er das Ländle regiert, taugen die Grünen
nicht mehr als Schreckgespenst für das Bürgertum in
Baden-Württemberg. Deshalb ist auch Fritz Kuhn in Stuttgart für die
gut situierten Kreise wählbar gewesen. Die Grünen haben sich im
Ländle als Volkspartei Nummer Zwei etablieren können. Gewiss liegt es
auch daran, dass die CDU Probleme mit den Metropolen hat. Bei den
weichen Themen wie etwa Kinderbetreuung oder Weltoffenheit macht die
CDU trotz allen Modernisierungsschüben mitunter einen halbherzigen
Eindruck – die Grünen hingegen demonstrieren, dass man etwa für die
Frauenquote und für die Ganztagsbetreuung und trotzdem
wertkonservativ sein kann. Doch was die CDU im Ländle bremst, sind
vor allem die Spätfolgen der verhängnisvollen Ära von Stefan Mappus –
die Bürde wird die Partei noch lange beschweren. Die Wahlen in
Stuttgart haben nur bedingt bundesweite Auswirkung. So haben sich die
Grünen dort in einem konservativen Paralleluniversum eingerichtet.
Mit der Welt von Jürgen Trittin und Claudia Roth hat das nicht so
viel zu tun. Ob die Grünen im Bund davon profitieren werden, ist
deshalb fraglich. Sorgen muss sich die SPD machen. Sie bleibt im
Südwesten schwach. Obwohl sie im Ländle mitregiert, spielt sie vor
Ort offenbar keine wichtige Rolle. Für die Bundestagswahl 2013 ist
das kein gutes Omen.
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