CDU-Mann Josef Schlarmann ist zweifellos mutig.
Er nimmt kein Blatt vor den Mund und kritisiert Angela Merkel. Sie
lasse keine Grundsatzdebatten zu und dulde nur Jasager. Außerdem
konzentriere sich die Macht der CDU im Kanzleramt. Schlarmann ist in
der Union als „Quälgeist“ bekannt, und doch verhindert er mit seinen
Worten, dass die CDU völlig zum Kanzlerwahlverein verkommt.
Allerdings ist manches an der Kritik so allgemein, dass sie fast auf
jeden Kanzler zutreffen könnte. Auch unter Gerhard Schröder
bemängelten seine Genossen das Fehlen von Debatten. Und dass ein
Regierungschef versucht, vor allem loyale Mitstreiter um sich zu
versammeln, war noch nie anders. An Merkel als Bundeskanzlerin
irritiert doch etwas ganz anderes: dass sie einer angeblich
bürgerlichen Regierung vorsteht, die sich auch drei Jahre nach ihrer
Wahl noch zu keinem halbwegs ordentlichen Regierungsstil
durchgerungen hat. Schlägt die FDP etwas vor, blockiert die CSU und
kritisiert die CDU oder umgekehrt. Es sind hier offenbar vor allem
Streithähne am Werk, die sich um das Funktionieren der Regierung im
Interesse der Bürger wenig scheren. Merkel hat es nicht geschafft, in
der „Wunschkoalition“ eine klare Linie und ein Wir-Gefühl
durchzusetzen. Der Krach ist zur ständigen Begleitmusik geworden.
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