Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar: Guttenberg schaltet Anwälte ein
Dr. Demut
JOHA

Über Demut hat Karl-Theodor zu Guttenberg so oft
gesprochen. Demut vor dem Amt, Demut vor der Popularität, Demut vor
der eigenen Herkunft – manchmal äußerte sich der Baron in Talkshows
so salbungsvoll, als sei er nicht Minister, sondern bekleide ein
religiöses Amt. Demut wollte Guttenberg auch im Hinblick auf die
eigenen Fehler zeigen, zu denen er auch den schludrigen Umgang mit
Fußnoten zählte. Als wäre Betrug bei der Doktorarbeit ein zutiefst
menschlicher Fehltritt, der sich mit ehrlicher Buße alsbald aus der
Welt schaffen lässt. Hinsichtlich seines Versprechens, alles
aufarbeiten zu wollen, darf man den Ex-Minister dann ruhig beim Wort
nehmen. Man kann es ja nachlesen in seiner Rücktrittserklärung. Da
heißt es: „Angesichts massiver Vorwürfe bezüglich meiner
Glaubwürdigkeit ist es mir auch ein aufrichtiges Anliegen, mich an
der Klärung der Fragen hinsichtlich meiner Dissertation zu
beteiligen.“ Sechs Wochen später scheint er davon nichts mehr wissen
zu wollen. Dass Guttenberg nun per Anwalt versucht, einen
Untersuchungsbericht der Universität Bayreuth von der Öffentlichkeit
fernzuhalten, ist ein neuer Höhepunkt dieser Schmierenkomödie.
Glaubwürdigkeit gewinnt man so nicht zurück. Das sollte Guttenberg
demütig zur Kenntnis nehmen.

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