Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar: Hitlers „Mein Kampf“ bleibt in Deutschland verboten Aufklärung statt Verbot Stefan Brams

Hitlers Hetzschrift „Mein Kampf“ bleibt in
Deutschland verboten. Das hat die Justizministerkonferenz bekräftigt.
In dem Beschluss heißt es, das Buch sei „ein furchtbares Beispiel
einer menschenverachtenden Schrift“. Das stimmt. Und dennoch ist das
Verbot eher Symbolpolitik zu nennen im Kampf gegen rechts. Denn
Hitlers antisemitisches Machwerk gehört entzaubert, nicht verboten.
Entzaubert durch Aufklärung und durch wissenschaftliche
Kommentierung. Nur so kann die Mystifizierung, die dieses Buch durch
das Publikationsverbot immer noch umgibt, durchbrochen werden. Nur so
kann aufgezeigt werden, wo Hitler sich geistig bedient hat bei der
Abfassung seines Pamphlets. So kann eine der wichtigsten Quellen zur
Ideologie der Nazis erhellt und für den Leser entschlüsselt werden.
Das Münchner Institut für Zeitgeschichte arbeitet seit Jahren an
einer solchen Ausgabe. Diese sollte befördert und nicht durch dieses
Verbot behindert werden. Schon um Verlagen vorzukommen, die mit
Auslaufen des Urheberrechts das Werk – Verbot hin oder her – mit
Sicherheit unkommentiert auf den Mark spülen werden. Im Internet wird
es eh schon angeboten.

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