Neue Westfälische (Bielefeld): KOMMENTAR „Holländer“-Sänger sagt Auftritt in Bayreuth ab Von der Vergangenheit eingeholt THOMAS KLINGEBIEL

Bayreuth ist für Wagner-Sänger so etwas wie
Wimbledon für Tennisstars. Wer in seinem Fach zur obersten Liga
zählen möchte, muss dort Erfolg haben. Evgeny Nikitin, ein
international gefeierter russischer Bassbariton, wähnte sich kurz vor
dem Ziel. Doch der diesjährige „Holländer“ musste vorzeitig aus
Bayreuth abfliegen – wegen angeblicher Nazi-Tattoos auf seiner Brust.
Eine für die Festspiele wie den Sänger richtige Entscheidung. Die
ZDF-Sendung „Aspekte“ hatte auf die brisanten Tätowierungen
aufmerksam gemacht und damit wohl einen noch größeren Skandal
verhindert. Nikitin, ein früherer Metal-Schlagzeuger, beteuert, dass
er sich die fraglichen Symbole als Jugendlicher hat stechen lassen.
Deren Bedeutung sei ihm nicht klar gewesen. Trotz dieser
Distanzierung hätte sein Auftritt in Bayreuth die um Aufarbeitung
ihrer braunen Vergangenheit bemühten Festspiele in eine höchst
prekäre Lage gebracht. Nikitins Rückzug hat den Schaden begrenzt –
auch für ihn selbst. Wenn sich seine Erklärungen als glaubhaft
erweisen, spricht grundsätzlich nichts gegen eine zweite
Bayreuth-Chance. Aber die braucht ihre Zeit.

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