Neue Westfälische (Bielefeld): KOMMENTAR Machtgerangel in der CDU Gefahr für die Kanzlerin CARSTEN HEIL

Die kommenden Wochen werden für die CDU
besonders wichtig. Einerseits hat sich die Partei mit ihrer
Geschichte zu beschäftigen: Im September wird des Tages gedacht, an
dem Helmut Kohl vor 30 Jahren erstmals Bundeskanzler wurde. In
derselben Woche wird Finanzminister Wolfgang Schäuble 70 Jahre alt.
Beide Ereignisse sind entsprechend zu würdigen. Kohl und Schäuble –
einst lange enge Weggefährten – sind über die von Kohl verhinderte
weitere Karriere Schäubles und schließlich über die
Parteispendenaffäre tief verfeindet. Während über Kohl erzählt wird,
er sei zur Versöhnung in einer Art Altersmilde bereit, bleibt der
Finanzminister stur. Diese alten Wunden sind nicht verheilt und
eitern auch innerhalb der CDU weiter. Andererseits muss die
Parteivorsitzende Angela Merkel einen überzeugenden personellen und
inhaltlichen Neuanfang organisieren. Nach der Desaster-Wahl von NRW
scheidet Norbert Röttgen aus dem Vorstand aus. Als wichtigster, aber
derzeit sehr geschwächter Landesverband werden die
Nordrhein-Westfalen ihren neuen Vorsitzenden Armin Laschet im
Bundesvorstand installieren wollen. Eine Entscheidung zugunsten des
zuletzt schwachen Wirtschaftsflügels. Den will Laschet massiv
stärken. Das ist eine richtige Strategie angesichts von Euro- und
Schuldenkrise in Europa und auch der Bundesvorsitzenden zu empfehlen.
So könnte sie nebenbei innerparteiliche Kritiker befrieden. Der
Verzicht der Merkel-Vertrauten Annette Schavan auf den Vizeposten im
Vorstand macht den Blick auf weiteres Gerangel in der Unionsspitze
frei. Mindestens vier Kandidaten haben Interesse an der
Vorstands-Nachfolge. Wenn das nicht ohne Blessuren über die Bühne
geht und das historisch-menschliche Problem zusätzlich für Spannung
sorgt, geht die Kanzlerin geschwächt aus diesen Wochen hervor.

Pressekontakt:
Neue Westfälische
News Desk
Telefon: 0521 555 271
nachrichten@neue-westfaelische.de