Wie viele Ärztinnen und Ärzte sind notwendig,
damit auch in Zukunft für die Gesundheit der Menschen in der Region
ordentlich gesorgt ist? Schwer zu sagen. Klar ist immerhin, dass
dafür die kassenärztliche Vereinigung zuständig ist. Die Ärztinnen
und Ärzte im Lande scheinen mit ihrer Selbstverwaltung ganz zufrieden
zu sein. In einer aktuellen Befragung haben nur sechs Prozent von
ihnen dafür plädiert, dem Gesetzgeber das Vertragsarztsystem vor die
Füße zu werfen. Werfen wir einen Blick auf die Zahlen der
Selbstverwaltung: 1993 gab es in Deutschland 104.556 niedergelassene
Ärzte, Ende 2011 waren es 120.538. Das sind 15,3 Prozent mehr. Daraus
nun einen umfassenden Ärztemangel im ambulanten Bereich abzuleiten,
fällt schwer. Es gibt darüber hinaus aber Faktoren, die auch ohne
detaillierte Berechnung Anlass zum Nachdenken geben: Die Zahl der
weiblichen Studierenden der Medizin steigt kontinuierlich. Folge: Die
ambulante Versorgung muss diesem Trend Rechnung tragen und die
Vereinbarkeit von Familie und Arztberuf steigern. Hausärztin oder
Hausarzt zu sein und gleichzeitig ein Familienleben zu organisieren,
ist zurzeit fast unmöglich. Das weiß offenbar der Nachwuchs, sonst
würden mehr als die gegenwärtig zehn Prozent der fertigen Ärzte in
die ambulante Versorgung streben. Die erste Aufgabe für eine
funktionierende Basisversorgung ist es also, den Beruf für Frauen
attraktiver zu machen. Der zweite Faktor: Stadtluft macht gute
Einkommen bei weniger Arbeit. Die zweite Zukunftsaufgabe ist deshalb
die Steuerung der regionalen Verteilung der Vertragsärzte. Da ist
eine medizinische Fakultät ein beachtliches Element. Sie einzurichten
ist teuer, aber eine lohnende Investition. Das hat die Wirtschaft
erkannt. Ihre Initiative ist ein zukunftsorientiertes Stück
Engagement für die Region, das man im politischen Bereich schmerzlich
vermisst.
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