Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar: Nur wenig Interesse an G-9-Abitur
Der erste Flop

Das Angebot der rot-grünen Regierung an die
Gymnasien, zur neunjährigen Schulzeit bis zum Abitur zurückzukehren,
war gut gemeint, aber schlecht gemacht. Gut gemeint, weil sich viele
Lehrer, Eltern und Schüler über die überhastete Verkürzung auf acht
Jahre geärgert hatten. Schlecht gemacht, weil kaum eine Schule Lust
verspürt, nach den gerade bewältigen Umstellungsschwierigkeiten
erneut alles umzukrempeln und sich in ein neues Abenteuer zu stürzen.
Den ersten Flop hat sich die Minderheitsregierung selbst
zuzuschreiben. Die Meldefrist war viel zu kurz bemessen, eine so
weitreichende Entscheidung muss mit allen Beteiligten abgestimmt
werden und lässt sich nicht übers Knie brechen. Auch der Elternwille
konnte bei diesem Angebot nur unzureichend berücksichtigt werden.
Denn die Eltern, deren Kinder jetzt die Grundschulklassen besuchen
und die von einer erneuten Änderung betroffen wären, wurden gar nicht
gefragt. Dem Anliegen nicht förderlich war auch der Weg, die
Rückkehrmöglichkeit als Schulversuch zu deklarieren. Ein ernsthaftes
Angebot, das auch Stabilität verspricht, wäre besser als Gesetz
vorgelegt worden. Die Umsetzung hätte dann zwar länger gedauert, wäre
aber besser angenommen worden.

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