Wladimir Putin hat mit seinem überraschenden
Zugriff auf die syrische Dauerkrise seinen verblüfften Kontrahenten
Barack Obama gleichzeitig bloßgestellt und gerettet. Durch den
radikalen Kurswechsel, der Syriens Nervengasdepots beizeiten in den
Orkus befördern soll, kehrt Russland als gestalterische Kraft auf das
diplomatische Parkett zurück. Putin hat im entscheidenden Augenblick
die Initiative ergriffen. Das zählt. Er ist es, der Obama in einer
hoch angespannten Situation die Stirn bietet und gleichzeitig mit
einer Verhandlungslösung aus der Patsche verhilft. Sollte die noch
undurchsichtige Bereitschaft Syriens, seine Chemiewaffen aufzugeben,
tatsächlich messbare Erfolge zeitigen, wird Obama seine zuletzt immer
widerwilliger vorgetragenen Kriegspläne endgültig begraben. Und damit
ein Dilemma, das ihn politisch den Kopf hätte kosten können. Die
diplomatische Maklercourtage für die Aktion wird Putin Obama
abverlangen. Vorausgesetzt, die Russen und Assad spielen bei der
Giftgasvernichtung nicht falsch, wird sich Obama erkenntlich zeigen
müssen. Putin geringschätzig „das gelangweilte Kind in der letzten
Reihe hinten im Klassenzimmer“ zu nennen geht dann nicht mehr. Putin
rettet ihm gerade den Hals. Wer das nicht aktiv honoriert, wird
bestraft.
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